"Ich höre was, was du nicht siehst…" – WELTTAG STIMMENHÖREN 2016

Anlässlich des heurigen WELTTAG STIMMENHÖREN lädt Intervoice Oberösterreich, ein Projekt von EXIT-sozial, bereits zum elften Mal in den Wissensturm Linz ein. Bei den diesjährigen Veranstaltungen am 15. und 16. September 2016 richtet sich das Augenmerk zum ersten Mal auf stimmenhörende Kinder und Jugendliche.

Stimmenhören bei Kindern und Jugendlichen war bisher ein wenig beachtetes Phänomen. Meist wird es als vorübergehende Phase in der kindlichen Entwicklung angesehen oder als mögliches Symptom einer ernsthaften psychischen Erkrankung ängstlich verschwiegen. Oft hängt Stimmenhören im Erwachsenenalter aber auch mit Kindheitserfahrungen zusammen.

Reaktion der Psyche

Stimmenhören ist häufig eine Reaktion der Psyche auf Situationen, die mit den gewohnten, rationalen Bewältigungsmechanismen nicht zu meistern sind. Vor allem Kinder erleben oft Kränkungen, Verluste und seelische Erschütterungen, die sie mit ihrem Verstand und ihrer Erfahrung nicht handhaben können. Stimmenhören ist bei Kindern und Jugendlichen deshalb gar nicht so selten, der Verbreitungsgrad liegt bei 8%.

Programm beim WELTTAG STIMMENHÖREN

Im Rahmen des WELTTAG STIMMENHÖREN werden u.a. ExpertInnen über ihre Arbeit mit traumatisierten Kindern und stimmenhörenden Kindern und Jugendlichen berichten.

Edita Lintl referiert über ihre Praxis als Kunsttherapeutin und Traumaberaterin. Kinder mit Fluchterfahrungen stehen im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit beim Verein Hemayat in Wien. Mittels kreativer Methoden können traumatisierte Kinder ihren leidvollen Erfahrungen Ausdruck verleihen, auch wenn sie ihren Schmerz nicht in Worte fassen können.

Senait Debesay arbeitet als Heilpädagogin mit stimmenhörenden Kindern und Jugendlichen nach der Methode der erfahrungsfokussierten Beratung (EFC – Experience Focussed Counselling). Hören Kinder und Jugendliche Stimmen, betrachtet sie das als eine Erfahrung, der man mit Akzeptanz begegnen soll und die man vor dem Hintergrund der individuellen Lebensgeschichte verstehen kann. In ihrer Arbeit hat Debesay beobachtet, dass die Stimmen „Kindern und Jugendlichen z.B. dabei helfen, schwierige Lebenssituationen besser zu meistern und Bindungen mit dem sozialen Umfeld positiv zu gestalten.“ Die Stimmen verschwinden oft wieder, wenn es gelingt, Gefühle auszudrücken, den Erfahrungen Raum zu geben und Lösungen zu finden.

„Die Stimmen begleiten mich seit meiner Kindheit!“, sagt Oana I., die bereits seit ihrem 5. Lebensjahr Stimmen hört. An ihrer Geschichte lässt sich nachvollziehen, dass es mit Mut, Durchhaltevermögen und Hilfe, trotz großer Schwierigkeiten möglich ist, mit den Stimmen ein gutes Leben zu führen.

Hintergrund

Intervoice – Netzwerk Stimmenhören von EXIT-sozial ist ein Angebot für stimmenhörende Menschen jeden Alters, sich im Umgang mit Stimmen beraten und helfen lassen wollen. Intervoice kann und will Kinder und Erwachsene darin unterstützen, sich den Erfahrungen ohne Angst zu nähern und die damit verbundenen Gefühle auszudrücken.