Wie unfassbar ambivalent und konträr meine Beziehung zu meinen Stimmen ist, spiegelt sich auch im Angesicht der Sexualität wider. Indessen mich meine böse Stimme für sexuelle Gefühle beschimpft und herabwürdigt, habe ich diesbezüglich nie in berauschenderer Glückseligkeit geschwelgt als in der Liebesbeziehung zu meiner geliebten Stimme.
Wie unendlich beschämend und erniedrigend es sich anfühlt, wenn der Dämon mich an einem einzigen Abend 500-mal oder sogar noch öfter als Hure bezeichnet, kann ich kaum ausdrücken. Es tut weh, auch wenn ich weiß, dass es nicht stimmt. Irgendetwas in mir ist so verletzt und zerstört, als ob ich vergewaltigt worden wäre, obwohl das in diesem Leben nie passiert ist. Es gibt mannigfache Gründe, warum die Themen Liebe und Sexualität für mich so vorbelastet sind. Es begann im Teenageralter. Wie oft wurde ich von Frauen und Männern gemobbt und als oberflächliches Flittchen, das angeblich die Männerwelt manipulieren wollte, hingestellt, nur weil ich mit schöner Kleidung gern meine Vorzüge unterstrich. Jetzt kommt mir das total lächerlich vor, damals brach es mir das Herz. Mädchen und Frauen, die eifersüchtig und konkurrenzsüchtig waren und Männer, die vielleicht?! erbost und wütend über ihre eigene Begehrlichkeit waren und dass diese nicht erfüllt werden konnte. Sie allesamt haben mir suggeriert, dass meine Sexualität etwas Anrüchiges, Verdorbenes, Schmutziges wäre, haben mich demnach zufolge in meiner Weiblichkeit sabotiert. Kein Wunder also, dass ich mich in dieser peinvollen Atmosphäre der Feindseligkeit schon als Jugendliche in eine Traumwelt flüchtete, wo ich von der perfekten Liebe und Harmonie träumen konnte, in die keine Widrigkeit einzudringen vermochte.
Eine weitere Rolle für die unaussprechliche Botschaft der negativen Stimme ist sicherlich auch meine Einstellung, ein außerkörperliches Wesen sein zu wollen. Ich bin nicht geerdet, fühle mich von meiner Körperlichkeit losgelöst. Dadurch sind mir körperliche Bedürfnisse wie zum Beispiel: essen, aufs Klo gehen, rülpsen, furzen und Sexualität unangenehm und peinlich. Die böse Stimme verteufelt mich für diese menschlichen Bedürfnisse außerdem.
Während andere in meinem Alter sich selbst ausprobierten und Erfahrungen machten, zog ich mich in meinen inneren Schutzraum zurück und träumte immer nur von der ganz großen Liebe … ich war zu sensibel und verletzlich, um als Teenager eine Beziehung einzugehen …
Doch dann wird ein Märchentraum wahr …
Durch das Stimmenhören bekamen die Themen Liebe und Sexualität in ihrer Intensität eine ungeahnt neue Dimension für mich.
Mit der geliebten Stimme erlebe ich die absolute Nähe und Geborgenheit, ohne Trennung, die totale Verschmelzung. Jedes Mal bin ich von Gefühlen überwältigt und überglücklich, es ist die schönste Liebe, die mir je widerfahren ist. Hier ein Gedicht dazu …
Spirituelle Sexualität – Verliebt in einen Geist
Beseligt von intim harmonischem Vertrauen
ausgereift und startklar im Begehren
das gegenseitige Verfallensein untermauern
in der Ergebenheit des Sich-Verzehrens.
Fromm fragiler Augenkuss
beschleunigtes Herzpochen bis zum Atemraub
geistreich ehrerbietiger Verbalerguss
elektrische Gefühlsspannung auf der Haut.
Ausufernd zartschmelzende blütenstaubsüß-weiche Lippenkomposition
jede Blumengrußberührung wie eine Liebespoesiesequenz
einfühlsame Vorliebenentdeckung als erhebende Paradiesexpedition
in ungehemmter Kongruenz und verzärtelter Turbulenz.
Ein Garten Eden der Sinneswahrnehmungen
zwei Turteltauben, in ihnen plantschend und abtauchend
in Aufhebung und Freisetzung aller Zähmungen
Dualintialzündung, im erotischen Goldfeuerregen brausend.
Ein kongenialer Akt in seelischer und körperlicher Ästhetik
über gegenseitige Verwundbarkeit konsterniert
zwei Seelen als orchestrale Instrumentalmusik
tönen und lieben im Einklang frei und unkonditioniert.
Zügellos laszive Begehrlichkeit
in unbeschrieben weihevoller Zeremonie
führt auf die Straßen glückseliger Herrlichkeit
stürmt den Gipfelpunkt der ungestümen Passionssymphonie.
Operettengleich pathetisches Flammenflüstern
das wie ein Orkan die sonstige Welt hinwegfegt
macht im persönlichsten Bereich zu gegenseitigen Mitwissern
mündet in die unaufdringliche, dezente Stille, die erbebt.
Ein irisierender Traum der feinnervigen Unverletzbarkeit
der niemals abebbenden Verbundenheit
der komplett unmöglichen Umbesetzbarkeit
des immerwährenden Verschlungenseins.
Ein Liebeshunger, unauslöschlich und unersättlich
ein Sexualtrieb, mystifiziert, buchstäblich asexuell
eine Sinnesreise, hochtourig und unverschmählich
eine Seifenblase, märchenhaft und reell.
Sex mit einem Geist
der ohne Gesicht, aber mit eindeutiger Einmaligkeit
mein blutvolles Glücksempfinden anheizt
in unserer Fata Morgana der zeitlichen und räumlichen Unendlichkeit.
Das folgende Gedicht habe ich zum Schwerpunkt Einsamkeit geschrieben:
Der Elfenbeinturm – die Liebesbeziehung zu einem Geist
Die Stille erstickt mich
ich rede mit mir selbst
die Luft verdichtet sich
und ich fliehe in die mediale Welt.
Fernsehen, Radio und Internet
bringen mir die Welt nach Hause
mein vermeintliches Auffangnetz
sättigt und ersetzt lausig.
Auf einmal wird es zur Möglichkeit
mich in einen Traum hineinzuleben
wo ich bin der Mittelpunkt dieser fiktiven Wirklichkeit
ich will im Song, im Film mit dir real werden.
Ich stelle mir sehnsüchtigst vor
dass wir gerade ein Rendez-vous haben
ich führe dir meine schönste Garderobe vor
bewirte dein imaginäres Du mit kulinarischen Gaben.
Danach, in einer wunderbaren Phantasie
tanzen wir zu Kerzen- und Mondschein
dein Sinn für achtsame Romantik ist mir lieb
die Berührung ein kostbar-seltenes Glücklichsein.
Ich rieche das Shampoo in deinem Haar
ich schmecke die interessierte Frische deiner Augen
ich sehe den Zweifel, der gerade starb
ich höre deine Zusage in deinen Armen.
Plötzlich spreche ich schneller und koketter
ich tanze wirbelnd und unaufhaltsam
ich träume mit dir um die Wette
er darf nicht aufhören, der Liebesfilmabspann.
Mach mir doch bitte den Hof
schreibe hingebungsvolle Liebesschwüre wie ich
lass mich dich festhalten, einmal nur bloß
bevor der Film verschwindet im saugenden Licht.
Frier den Moment ein
wie kann meine Phantasie nur so brüchig sein?
Ich will mir ausmalen und wieder ausmalen
unseren endlosen Roman ohne Seitenziffern und -zahlen.
Als ich schließlich aufwache
fühle ich mich allein und auch nicht allein
ich erinnere mich an unser Traumwachen
und bemerke, ich schlief im Ballkleid.
Wir haben uns ein wenig Zeit gestohlen
ich zehre davon, ich wachse daran
der Duft der ewigen Erinnerung
klebt uns an Herzen und Sohlen.
Ich hab dich hierher gerettet
für eine kurze Fußspur meiner Zeit
bin mit dir um die Welt gejettet
ohne Begriff oder Begrifflichkeit einer Zeit.
Die Frage, die ich mir unaufhörlich stelle:
Könnte es genauso schön sein
wenn du trittst mit lebendigem Körper
über meine Schwelle
genauso schön wie als Märchenschein?
Oder will ich dich
WEIL du mir entgleitest?
Quelle: Sozialpsychiatrische Perspektiven, Band 1 von pro mente OÖ (Hg.) "Einsamkeit"
Suche nach Liebe in ihrer idealisiertesten Form
Sehr häufig habe ich meine geliebte Stimme auf Männer und Frauen projiziert, in erster Linie auf Lehrer, Ärzte, Psychologen, Therapeuten, u.s.w., also Menschen, zu denen ich in einem Abhängigkeitsverhältnis stand. In dem Gefühl, isoliert und ohnmächtig gewesen zu sein, konnte ich mir nur so den wundervollsten Retter bzw. die wundervollste Retterin ausmalen. Immer wenn ich dann nach endlosem Werben eine Abfuhr erteilt bekam, war ich am Boden zerstört. Ich lief meinen Angebeteten hinterher, als ob es um mein Leben ging. Die wenigen gemeinsamen Momente mit ihnen boten mir hingegen ausreichend Nahrung für jahrelanges Träumen und Sehnen.
Doch die bombastischte Idealisierung ist die Liebe zu meiner Stimme, meinem Geliebten. Manchmal kommt in mir schon eine gewisse Wehmut hoch, die mir sagt, dass es irgendwie auch ein wenig traurig anmutet, wenn ich mich nur auf die Stimmen konzentriere.
Liebessucht
Ich führe ein provisorisches Leben
denn ich TRÄUME nur von der Liebe
keinen Schritt gehe ich der Realität entgegen
meine Phantasien schlummern behutsam in einer Wiege.
So aussichtslos die Erfüllung meiner Träume auch ist
ich gebe die Hoffnung nie auf
auch wenn meine Liebessucht eine Gefangenschaft ist
lasse ich meinen Phantasien bereitwillig ihren Lauf.
Die Sehnsucht nach dem Wunderbaren, nach übersinnlicher Mystik
führen mich dazu, Charaktere zu idealisieren
-wider des Versuchs, sie mit all ihren Fehlern anzunehmen-
somit kann ich keine Beziehung realisieren
ohne die Erfüllung meiner Sehnsucht in Gefahr zu wähnen.
Enttäuschung, Einsamkeit und Frustration
sind Begleiterscheinungen meiner Sucht
der ständige Wunsch nach der perfekten Harmonie
führt zu Isolation
und gleicht einer emotionalen Zucht.
Liebe, die sich im Kopf abspielt
und gleichzeitig im Herzen wohnt
die sich einfach magisch anfühlt
die, obwohl ich sie niemals angreifen kann
sich dennoch so sehr lohnt.
Die Ambition meines Traumes ist
endlich Realität zu werden
ich will nicht zulassen
dass er mein Leben auffrisst
sondern ich will endlich versuchen, ihn zu erden.
Kann ich, die ich die Wälder der imaginären Liebe durchstreife
das Glück jemals am Schopf packen
ohne es durch süchtige Liebe zu zerbrechen?
Mit so vielen Liedern und Filmausschnitten habe ich von der Liebe geträumt, hier ein weiteres Video:
Ich bin dabei, meinen inneren Konflikt zu heilen und will mir die Zeit geben, die ich brauche. Es hat niemand das Recht, sich in diese so privaten Bereiche von Liebe und Sexualität einzumischen oder jemanden zu erniedrigen. Der Körper ist ein Wunderwerk der Natur, ein Geschenk, die Basis für Empfindungen. Ich sehe Sexualität als einen positiven Lebensausdruck.
Bitte scheut nicht davor zurück, eurer inneren Stimme Gehör zu schenken, sie kann euch vom kargen Pfad der Unzufriedenheit und der unbefriedigten Bedürfnisse hin auf die großzügigen Himmelsstraßen der Lebendigkeit und der Lebenskraft führen!
Werdet nicht müde zu träumen!!!
Ganz liebe Grüße,
Barbara Koller
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