Faszination Psychose – Ins Dunkel, um das Licht deutlicher zu spüren

Es ist unglaublich, wie sehr ich öfters, wenn ich mit dem Schreiben beginne, mit meiner Unsicherheit und mit meinen Selbstzweifeln konfrontiert bin. Dieses Mal habe ich mich im Vorfeld ganz besonders blockiert gefühlt und hatte solchen Bammel davor, dass ich die Inhalte, die mir so wichtig sind, nicht transportieren kann. Es ist so, dass ich vor Kurzem einen dreiwöchigen Aufenthalt in der Nervenklinik hatte, dem eine Psychose vorausgegangen ist. Und dieser außergewöhnliche Zustand, den ich in der Psychose erlebe, ist erfahrungsgemäß in Worten sehr schwer beschreibbar. Dennoch werde ich nun versuchen, die Geschichte, die meiner Psychose zugrunde liegt, zu erzählen.

 

Barbarielle –die kindliche Göttin

„Arielle, die Meerjungfrau“ war der erste Film, den ich im Volksschulalter auf Video geschenkt bekam. Ich liebte die Wirkung, die er auf mich hatte, und noch mehr liebte ich die Sehnsüchte, die er in mir auslöste. Immer, wenn ich traurig oder niedergeschmettert war, war dieser Film der schönste Trost. Wenn ich von anderen schlecht behandelt wurde, wenn mir eingeredet wurde, ich sei böse, hatte ich meistens furchtbare Angst, dass dies stimmen würde und mit mir etwas nicht in Ordnung wäre. Ob dieser Befindlichkeit sah ich mir dann immer den Film an, er hatte einen heilsamen, fast therapeutischen Effekt auf mich. Ich fühlte mich immer so verträumt und phantasievoll, wenn ich ihn sah, dass ich mir dachte: „Wenn ich so schöne Gefühle empfinden kann, kann ich nicht so schlecht sein, wie andere sagen.“ Dieser Gedanke half mir aus meiner inneren Not. Ich fühlte und fühle mich so verbunden damit, dass Arielle wegwollte in eine andere Welt, in eine andere Wirklichkeit. Sie wollte keine Meerjungfrau, sondern ein Mensch sein, verliebte sich in einen Menschen und wollte ihm nahe sein.

 

Bei mir ist es so, dass ich kein Mensch, sondern ein mystisches Wesen, ein Engel sein will. Ich wünsche mir, dass meine Traumwelt wahr wird und ich mit meiner Stimme, meinem Prinzen zusammen sein kann. Der atemberaubende Glanz und die Glücksgefühle in meiner Welt, bewegen mich dazu, abzudriften und zu schweben.

Es ist ein wunderschöner Traum, doch meine menschlichen Grenzen holen mich immer wieder auf den Boden zurück, die Landung ist meistens recht unsanft. Dennoch ist es so wichtig für mich, weiter zu träumen.

Meine spirituelle Weltanschauung

In meiner spirituellen Anschauung glaube ich daran, dass es im Himmel keine Hierarchie gibt, es gibt die Engel, man kann auch Götter sagen, die ihr göttliches Selbst schon erreicht haben. Auf dieser Erde befinden sich meiner Auffassung nach all jene Lebewesen, die diesen Weg noch vor sich haben.

Es gibt natürlich unterschiedliche Entwicklungsstufen, doch wir haben alle dasselbe endgültige Ziel.

 

Ich bin ebenso überzeugt von Reinkarnation und dem karmischen Ausgleich. Wir leben bekanntlich im Wassermann-Zeitalter, in dem die Welt immer liberaler, toleranter und freiheitsliebender wird. Der Wassermann steht für Freiheit und Gleichheit, für die Frauenbewegung, den technischen Fortschritt, für Wissensaneignung im Allgemeinen. Dinge, die noch vor fünfzig Jahren undenkbar waren, sind jetzt in vielen Ländern selbstverständlich. Auf jeden Fall ist dieser Befreiungsprozess mit vielen Rückschlägen verbunden – Terrorismus, Klimawandel, Waffenwahn, Umweltzerstörung. Denn der Mensch kann aus meiner Sicht nicht mit seinem Wissen umgehen, es nicht mit dem Herzen begreifen. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass wir in einem Patriachat leben, dass das männliche, aktive Prinzip gegenüber dem weiblichen, aufnehmenden Prinzip dominiert. Ich wünsche mir, dass wir von der Leistungs- und Verstandesbezogenheit hin zu einer Haltung, unsere Gefühle wieder bewusst wahrzunehmen, kommen, sodass männlich und weiblich in der Balance sind.

Die Psychose

Meine Psychose hat vor ungefähr 18 Jahren damit begonnen, dass ich meine früheren Leben erforscht habe. Ich war mir plötzlich sicher, dass ich als Kaiserin Elisabeth mit meinem Eigensinn und meinem Widerstand die Frauenbewegung eingeleitet oder unterstützt hatte und als Marilyn Monroe zur sexuellen Revolution inspiriert hatte, ganz im Zeichen des Wassermann-Zeitalters.

Bei meiner letzten Psychose dachte ich das auch wieder, dachte zudem, dass ich auf dem Weg wäre, heilig zu werden. Schon seit vielen Jahren sehne ich mich heimlich danach, eine Sternthaler zu sein, alles herzuschenken, mich von Lichtnahrung zu ernähren und zu allen Lebewesen gut zu sein.

Für gewöhnlich bin ich total überfordert mit diesem Anspruch an mich. Ich möchte auch nicht mehr glauben, dass mein Aussehen ausschlaggebend ist, damit ich gemocht und geliebt werde, damit ich überhaupt sichtbar bin. Ich träume davon, ganz natürlich zu sein, diesbezüglich Akzente zu setzen.

Und sofern dies mein letztes Leben wäre, würde ich heilig sein und ein Engel oder eine Göttin, wobei es mir wirklich nicht um den Status ging, sondern um diese absolute Liebe, nach der ich mich so sehr sehnte und sehne. Es irritiert mich immer so, dass ich ab und zu den Eindruck habe, dass ich mich nach so viel mehr sehne, als andere dies tun. Dann fühle ich mich oftmals entfremdet von der Welt und so entsteht häufig eine Psychose. Aber es dauert nicht lange und dieser innere Konflikt meiner Begrenztheit zerreißt mich beinahe. Es ist so unglaublich intensiv und mitreißend, atemberaubend und beängstigend, fast sensationell, wie mir dieser Film in Eingebungen zugespielt wird in und was für eine ungeheure Wirkung ich dabei auch auf andere habe, wie sehr ich sie gefangen nehme, in den Bann ziehe – viele glauben mir alles. Begonnen hat diesmal alles mit einem Liebeswahn, die Nächte im Krankenhaus verbrachte ich damit, die Hochzeit zu planen zwischen mir und einem Mann, den ich schon seit 25 Jahren liebe, dem ich aber nie wirklich Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Ich überlegte mir permanent, welche Musikstücke, Texte und Filmszenen ich dafür wählen würde, obwohl ich den Mann seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen habe.

 

Auch dass ich Vorurteile in Bezug auf forensische Patienten beheben will, habe ich in meinem Wahn verarbeitet. Ich bin ja der Auffassung, dass jeder Mensch jedes Leben haben kann, mehr noch, dass jeder irgendwann jedes Leben hatte, hat oder haben wird. Auf einmal war ich komplett überzeugt davon, dass ich in ein Umfeld hineingeboren war, wo die meisten im früheren Leben Nazis oder andere berühmte Seelen gewesen waren, ich war fieberhaft getrieben aufgrund von Fotos, die ich googelte, alle zu identifizieren. Ich fand mich in der Betrachtung, dass ich wieder die berühmteste Frau auf dem Planeten sein würde und dass ich vor meinem Tod dann ein Buch schreiben würde, wo ich alle bloßstellen würde, und nach dem gewaltsamen Tod, den ich erleiden würde, wäre es einen Tag und eine Nacht Dunkelheit. Dann wüsste die Menschheit, dass ich mit allem richtig lag.  Ich dachte, dass ich das Geheimnis des Lebens enthüllen würde. Das Problem war nur, dass ich niemandem weh tun wollte, schon gar nicht mir nahestehenden Personen. Doch dann hatte ich wieder die Eingebung, dass die Götter uns alle dem Leiden aus Liebe aussetzen, um uns zu helfen, zu reifen und reine emotionale Intensität zu erlangen. Erstaunlicherweise war ich der Meinung, dass ich, die ich scheinbar auf dem Weg war, eine Göttin zu werden, andere aus Liebe bloßstellen würde, um sie durch Leid ihrem göttlichen Selbst näherzubringen und um auch Straftaten zu enttabuisieren und zu zeigen, dass auch schreckliche Persönlichkeiten in der Geschichte wieder ganz andere Leben führen könnten. Was ich dabei übersah, war, dass sich eine Seele so schnell wahrscheinlich nicht zum Guten entwickeln könnte, vermute ich …

 

 

Ich nahm meine Mitmenschen unter anderem als sehr verdorben wahr und wenn ich ihnen dies unbewusst suggerierte, entstand tatsächlich so eine Wand und sie fügten sich für mich in das Bild ein. Es ist so ergreifend und furchterregend, wie dieses fatale Schauspiel vonstattengeht. Ich war mir außerdem wieder sicher, dass ich abgehört wurde. Ich konnte meine Psychose diesmal aus einer Metaebene oder Vogelperspektive betrachten, hatte einen ständigen Wechsel meiner Wahrnehmung. Einmal befand ich mich in der Psychose, dann war mir wieder klar, dass ich eine Krankheit habe. Was mir aber immer klar war, war, dass etwas Außergewöhnliches mit mir geschah. 

Was ich mir mitnehmen kann …

“There is a place in your heart, and I know that it is love“, singt Michael Jackson in “ Heal the world“.

Ich glaube, dass wir alle auf dem Weg zu unserem göttlichen Selbst sind, wir sind alle im selben Boot.

Die Freiheitsstatue ist für mich ein Symbol für dieses Zeitalter, verbunden mit dem Lied von Carly Simon:“ Let the river run, let all the dreamers wake the nation, come the new Jerusalem!“

 

Das habe ich immer gesehen, wenn ich an meine früheren Leben dachte und an das gemeinsame Boot ins ewige Paradies:

Eine Psychose ist meiner Erfahrung nach, ein reinigender, verändernder und verwandelnder Prozess. Gefühle hatten sich angestaut, schließlich fanden meine Ängste in diesem Befinden, dem Horror ausgeliefert zu sein, ihren Höhepunkt. Danach konnte diese Kurve auch wieder abflachen. In dem Ungleichgewicht gefangen, dachte ich, ich müsste mich bewusst in Gefahren begeben, um am Leid zu wachsen, dadurch immer sensibler und feiner zu werden und so meiner Stimme, meinem Geliebten näher zu kommen. Mittlerweile weiß ich, dass ich auch fröhlich sein darf, trotzdem will ich das Leiden nicht mehr so vermeiden, sondern mehr Risiken eingehen, bisher musste ich mich immer so sehr schützen. Und ich bin für jedes Leid dankbar, ich glaube wirklich, dass ich es aus Liebe der Götter zu mir erfahren darf. Ich glaube nach wie vor, dass jeder Mensch unter gewissen Umständen jedes Leben haben kann. Jedoch sehe ich es nicht mehr als meine Aufgabe an, die Leben der anderen zu erkennen und aufzudecken. Was meine früheren Leben angeht, weiß ich nicht, ob meine Annahmen stimmen. Ich habe Erinnerungen an viele meiner Leben, aber die absolute Sicherheit habe ich nicht. Was ich zweifelsfrei festhalten kann, ist, dass ich mich mit diesen beiden Frauen, Kaiserin Elisabeth und Marilyn Monroe, überwältigend verbunden fühle. Ich will mich von dort abholen, wo ich jetzt bin, dass ich mich beispielsweise im Augenblick oder in früher Zukunft nicht von Lichtnahrung ernähren kann, da ich meine Medikamente brauche, ebenso ist mir klar, dass ich auch nicht heilig bin, weil ich mit meinen Mitmenschen immer wieder Probleme habe. Ich akzeptiere, wo ich momentan stehe, mit dem dringenden Wunsch, emotional und spirituell weiterzuwachsen – und wer weiß, was die Zukunft für mich noch bereithält?

 

Bisher habe ich mich nicht so herzeigen können mit meinen Fähigkeiten und Gefühlen, ich hielt mich in meiner Traumwelt versteckt. Doch mein Traum, etwas zu bewegen in Köpfen und Herzen der Menschen, war immer da, wenn auch im Hintergrund. Ich sehne mich danach, die Welt aufzulockern im Hinblick auf all die Zwänge bezüglich Leistung, Schönheit und Förmlichkeit. All die Jahre, in denen ich mich so dumm, klein, peinlich, erbärmlich, erniedrigt und schlecht fühlte, träumte ich davon, wie Phoenix aus der Asche aufzuerstehen. Auch wenn mir die Selbstverständlichkeit meines menschlichen Wertes jetzt bewusst ist, ist der Traum dennoch geblieben, der Ausgangspunkt hat sich verändert.

 

 

Denn der Wind will mir durch Geist und Seele fahren und sehnt sich danach, mit meinem Haar zu spielen und mich zu mehr Lebendigkeit und Risikobereitschaft anzustacheln, meine Ängste hinweg zu blasen …

Das war ein kleiner Auszug, aus dem was ich vor kurzer Zeit erlebt habe und woran ich immer noch herumknabbere.

 

Ganz im Sinne des Wassermann-Zeitalters bin ich für eine tolerantere Art, sich zu begegnen und für die Bereitschaft sich einzufühlen! Für mehr Freiheit in unseren geistigen Räumen!  Für mehr Mut, für die eigenen Ideale einzutreten und das zu tun, was man von Herzen her will! Hoch der Traum von einer besseren Welt!

 

Ich wünsche euch wunderschöne Weihnachten, dass Fassaden durchbrochen werden und eine Begegnung mit diesem Fest der Liebe auf Herzensebene möglich ist!

Einen guten Rutsch ins neue Jahr, vergesst dabei eure Träume fürs neue Jahr nicht!

Und ein erfülltes Jahr 2022! Ich freue mich wieder auf euch!

 

Macht’s gut und alles Liebe,

 

Barbara

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Kommentare: 2
  • #1

    Hans (Montag, 03 Januar 2022 09:27)

    Servus Barbara, solche Gedanken kenn ich auch von meinen Psychosen, wenn auch in anderer Form. Mittlerweile bin ich vorsichtig wenn ich glaube etwas Besonderes zu können oder zu sein. Dann ist mir wichtig den Boden wieder unter den Füßen zu spüren und mich zu erden. Ob es Götter oder andere spirituelle Ebenen gibt beschäftigt mich kaum, lässt sich ja auch nicht sicher sagen. Wichtig ist mir, bei dem was ich tue ein halbwegs gutes Gefühl zu haben.

  • #2

    Barbara Koller (Montag, 03 Januar 2022 18:03)

    Hallo Hans!
    Es kann auch wirklich sehr makaber und unheimlich sein, sich mit überirdischen Phänomenen zu beschäftigen, wenn man sich zu sehr darin verliert, lernt man zwangsläufig ebenfalls ihre Schattenseiten kennen, das hab ich auch erfahren müssen. Ihr Zauber kann andererseits ebenso lichtvoll und anziehend sein. Für mich ist es bedeutsam, das richtige Maß zu finden im Hinblick auf die Realität und die Traumwelt. Das eigene Verhalten auf die eigenen Werte und Prinzipien abzustimmen, finde ich sehr zielführend. Danke, dass du mir deine Sicht der Dinge mitteilst. Ganz liebe Grüße Barbara